IM GESPRÄCH

Ausgabe #36 Extra.

The Blanko Klobása

The Blansko Klobása, das sind der Waliser Ralph Davies und die beiden Engländer Craig Binding und Chris Wing. Sie leben seit 13 (Craig), 25 (Ralph) und 30 (Chris) Jahren in der Tschechischen Republik. Ihr Blog ist zu finden unter https://blansko.wordpress.com, bei Twitter/X @Blansko Klobása. Wir haben mit Ralph über Groundhopping in Tschechien gesprochen. 



Wie kamst du zum Groundhopping?
Ich bin der einzige Groundhopper. Ich habe schon immer viele verschiedene Spiele auf verschiedenen Plätzen in ganz Europa gesehen, aber ich würde sagen, dass ich 2004 damit angefangen habe, nachdem ich zufällig einen deutschen Groundhopper in einem Nachtzug von Prag nach Kosice getroffen habe.

Wann war Dein erstes Spiel in Tschechien?
Mein erstes Spiel in der Tschechischen Republik war 1996: Boby Brno gegen Bohemians im ikonischen Lužánky-Stadion. 

Wie viele Grounds und Spiele hast Du mittlerweile in Tschechien gesehen?
Ich habe kein Protokoll geführt, aber Ich habe etwa 1.200 Spiele in über 200 Grounds gesehen 


Was ist Dein Stadion-Highlight in Tschechien?
Wir drei haben alle unterschiedliche Favoriten. Ich liebe unser eigenes Stadion, das Na Údolní in Blansko. Zudem das Stadion in Havířov und das von Meteor Praha. Craig und Chris haben beide Velké Meziříčí genannt. Die Tribüne bei Meteor Praha sollte eigentlich ein von der Unesco geschütztes Gebäude sein. Havířov ist einfach ein großartiger Ort, um Fußball zu schauen, und hat vier Seiten, was in der 4. Liga des tschechischen Fußballs sehr selten ist. Bei Velké Meziříčí fühlt es sich an, als schaue man Fußball in einer Schüssel. 


Was magst Du besonders daran, in Tschechien Fußball zu gucken?
Es ist das Paradies für Groundhopper. Wenn du drei oder vier Spiele an einem Tag sehen möchtest, kannst du das tun. Ich persönlich liebe Nordmähren/Schlesien. Man kann mit einem Spiel um 10:15 Uhr in Český Těšín beginnen und dann in der Umgebung weiterfahren. Es ist perfekt.
Außerdem ist es erschwinglich – der Eintritt zu einem Spiel in Blansko kostet 2 Euro, ein Bier etwa das gleiche und eine Klobasa 3 Euro. Ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis.
Und schließlich gibt es immer etwas Magisches, das in den unteren Ligen des tschechischen Fußballs passiert, sei es ein wunderbares Tor oder ein Spiel, das 7-4 endet, oder ein Fußballer, der eine Klobasa zu viel genossen hat, aber trotzdem ein Genie im Mittelfeld ist. Wir lieben das alle. 


Wie kam es zum Namen eures Blogs bzw. eurem Groundhopping-Pseudonym The Blansko Klobása?
Wenn ich mich richtig erinnere, stammen der der Name und die Idee des Blogs von Craig. Ich habe ihn 2013 zu einem Spiel in Blansko eingeladen und er glaubte, die Leute würden es lieben, über den unteren tschechischen Fußball zu lesen, und der Blog war geboren. Der eigentliche Name stammt von mir, als ich über die Klobasa im Stadion Na Údolní sprach... 


Was gibt es in Tschechien üblicherweise als Versorgung beim Fußball?
Nun, das Übliche ist eine Klobása, die das Äquivalent zum Pie in Großbritannien ist, obwohl man auf einigen Plätzen auch Fisch serviert. Und natürlich wird alles mit dem perfekten tschechischen Bier heruntergespült. 


Gibt es regionale oder spielklassenbedingte Unterschiede im Angebot?
Einige Vereine legen großen Wert auf ihr Angebot und in den unteren Ligen ist die Klobása meist hausgemacht. Wie bereits erwähnt, gibt es zum Beispiel in der Region Olomouc geräucherten Fisch. Mein persönlicher Favorit aus der letzten Saison war in Slavkov pod Hostýnem, wo sie ein wunderbares Schweinesteak im Brötchen servierten. 


Wie sieht's für Menschen aus, die kein Fleisch essen?
Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher. Manchmal sieht man gegrillten Käse und ich weiß, dass sie beim FC Slovan Rosice frittierten Käse anbietet, aber der ist nicht so toll. 


Warum ist ausgerechnet die Klobása so eine große Sache auf den Tschechischen Fußballplätzen? Sogar Groundhopping-Blogs werden nach ihr benannt…
Ich sprach mit einigen tschechischen Freunden (alle in ihren 50ern) darüber und sie erzählten mir, dass die Klobása beim Fußball auch schon in ihrer Jugend Teil der Szenerie war. Die Erklärung, die sie dafür hatten war, dass die Tschechen einfallsreich sind und viele Familien in ihren Dörfern ihre eigene Klobása machten und diese dann eben beim Fußball verkauften. Sie ist schnell zuzubereiten, ist günstig, lecker. Man braucht nur einen Grill, Brot, Senf und Meerrettich. Sie passt gut zu Fußball und Bier und wärmt einen auf den Tribünen im kalten Winter.


Was ist deine persönliche Standard-Versorgung in Tschechien?
Wie ich bereits erwähnt habe, ist das Schweinelendensteak meine erste Wahl, wenn es angeboten wird. Oder wenn es eine schöne hausgemachte Klobása mit Brot, Senf und Meerrettich gibt, kann man nichts falsch machen. 


Was war bislang dein kulinarisches Highlight beim Fußball in Tschechien?
Die Klobasa in Havířov ist ein schönes Frühstücksgericht, aber ich muss meine Stimme für das Essen in Slavkov pod Hostýnem abgeben. Sogar die Einheimischen, mit denen wir vor dem Spiel im Dorf gesprochen haben, lobten die erstklassige Fußballküche und ich kann bestätigen, dass das Schweinelendensteak köstlich war. Ich bin mir nicht sicher, ob das Essen und Trinken das beste der Welt ist, aber das Bier ist auf jeden Fall das beste der Welt (sorry, Deutschland!). Und wenn man in den unteren Ligen zum Spiel geht, bekommt man eher qualitativ hochwertigere Produkte. 


Dein Tipp: Was muss man mal probieren?
Ohne Frage: fahr nach Slavkov. Du wirst Fußball in einer der schönsten Gegend des Landes sehen, während du das wunderbare Radegast trinkst und gutes Essen genießt. 

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