Buenos Aires

 Buenos Aires ist die Welthauptstadt des Fußballs. Ein Großraum mit 13 Millionen Einwohnern, deren Fußball-Liebe sich nicht nur auf Boca und River verteilt, sondern auf insgesamt 82 Profi- und Halbprofiklubs. Damit gliedert der Fußball die riesige Region in überschaubare Häppchen, denn jedes Stadtviertel hat seinen eigenen Verein mit seiner ganz eigenen Ausstrahlung und natürlich seinem eigenen Stadion, Cancha genannt. 

Wo der Fußball zu Hause ist

13 Millionen Einwohner. Ein Häusermeer ohne Anfang und ohne Ende, ohne Halt und zugleich mit unzähligen Ankerpunkten. Der Großraum Buenos Aires ist ein Kosmos. Ein Kosmos der Vielfalt, der Extreme. Und des Fußballs. 80 Profi- und Halbprofiklubs sind dort beheimatet. So viele wie nirgendwo sonst in der Welt. An jeder Ecke steht ein Stadion, das seinen eigenen Charme und häufig auch eine schillernde Vergangenheit hat. Die Klubs sind tief verankert in ihren Barrios (Stadtviertel) und elementare Bestandteile des politischen und gesellschaftlichen Lebens. Man darf sagen, dass die „Seele des Fußballs“ in Buenos Aires wohnt.

Ich habe mich auf die Suche nach dieser Seele gemacht. Habe Spiele besucht, Stadien besichtigt, bin durch Barrios geschlendert, sprach mit Fans und Anwohnern. Litt unter einem wochenlangen Fußballstreik, der mir viel verriet über das, was Fußball für Buenos Aires und vor allem für seine Einwohner, die Porteños, bedeutet. Nämlich alles. Schauen wir aus unserem westeuropäischen Blickwinkel auf Südamerikas Fußball, sehen wir Fanatismus, Gewalt, Uferlosigkeit, Korruption, politische Infiltration, enthemmte Leidenschaft und politische Extreme. Und schütteln die Köpfe, weil wir nicht verstehen, was wir sehen. Wer das will, muss zunächst das hiesige Sicherheitsdenken hinter sich lassen. Es braucht Leichtigkeit, Mut und Offenheit, um Zugang zu finden zu dem, was den Fußball in Buenos Aires antreibt und befeuert.

Buenos Aires ist keine Metropole wie London oder Barcelona, in der alles entspannt und fröhlich scheint und man sich über die Touristen aus aller Welt freut. In Buenos Aires gehen Besucher unter im Alltagsleben, ist der Überlebenskampf überall spürbar, sobald man die Glitzerfassaden der Innenstadt („Microcentro“) verlässt. In Buenos Aires gibt es weder nennenswerte Sehenswürdigkeiten noch weltberühmte Museen oder Opernhäuser, die man gesehen haben muss. Das Stadtzentrum ist anstrengend hektisch, die Fußgängerzone nüchtern sachlich. Den Fotoapparat kann man getrost im Hotel lassen, es sei denn, man interessiert sich für funktionale Architektur der 1960er/1970er Jahre. Was man hingegen findet, und zwar überall, ist Fußball. So viele Fußballsouvenirshops wie im Zentrum von Buenos Aires gibt es nicht mal in London, der selbsternannten Kulturhauptstadt des Fußballs. Und welch einzigartige Dimension und Ausdehnung Fußball in Buenos Aires erreicht, erkennt man daran, dass die Läden keineswegs nur Fanartikel der Weltklubs Boca und River im Angebot haben, sondern auch Devotionalien von Vereinen wie All Boys, Temperley oder Almirante Brown, deren Namen viele in Europa wohl noch nie gehört haben.
Fußball in Buenos Aires ist eine kleinräumige Welt. Über ihn wird die Megametropole plötzlich überschaubar. Ankerpunkte sind die Stadien, „Canchas“ genannt. Fußball findet in Buenos Aires im „Barrio“ statt – dem Viertel. Kaum jemand fährt am Wochenende quer durch die Stadt, um „seinen“ Klub zu sehen. Der spielt meistens vor der Haustür, ist oft zu Fuß zu erreichen und wurde einem quasi bei der Geburt aus Familientradition mitgegeben. Professionell gekickt wird in Buenos Aires praktisch täglich. Plant man seinen Aufenthalt geschickt, sind problemlos zwei Spiele am Tag möglich. Die ganz hartgesottenen Groundhopper schaffen auch mal drei. Dass Spiele unter der Woche nachmittags um 15 oder 16 Uhr angepfiffen werden und trotzdem Tausende von Zuschauern anlocken, erstaunt zunächst. Rasch aber versteht man, dass die Porteños alles stehen und liegen lassen, wenn die eigenen Farben auflaufen. Denn ihre Anwesenheit beim Spiel ist für sie schlicht alternativlos. In Buenos Aires lässt sich Fußball nicht vom Alltag trennen, weil er für die „Hinchas“ (Fans) kein Freizeitvergnügen ist – und schon gar kein „Event“, nicht einmal bei den Touristenmagneten Boca und River. In Buenos Aires geht man nicht zum Fußball, man lebt ihn.

Meine Ausflüge in die „Seele des Fußballs“ führten mich bei zwei Aufenthalten Ende 2014 und im Frühjahr 2017 in insgesamt 23 Stadien. Es hätten mehr sein können, doch der bereits erwähnte Fußballstreik bei meiner zweiten Reise verhinderte dies. Die meisten von mir besuchten Canchas waren Bühnen des unterklassigen Fußballs. Argentiniens Ligasystem wird angeführt von der Primera División, in der derzeit 24 Mannschaften spielen, darunter 14 aus dem Großraum Buenos Aires (inklusive La Plata). Darunter sind fünf Ligen des „Ascenso“ (Anstieg) angesiedelt: Primera Nacional (als 2. Liga) sowie Primera B (3.) bis D (5.). Letztere arbeitet auf Amateurebene, in den anderen vier Ligen spielen Profiklubs. Das bedeutet, dass der Großraum Buenos Aires mit seinen rund 13 Millionen Einwohnern auf 80 Profi- bzw. Halbprofimannschaften kommt – im hinsichtlich der Einwohnerzahl vergleichbaren Großraum London sind es lediglich deren 15.
Mich interessierten vor allem die Vereine unterhalb der Primera División, denn sie erlauben einen Einblick in die unterschiedlichen Lebensrealitäten der Metropole und spiegeln jene ungeschminkt wider – durch ihre Stadien, durch ihre Hinchas, durch ihre Geschichten. Es gibt natürlich auch Klubs in den schicken Nobelvierteln, doch wirklich spannend wird es bei den Teams aus den weniger gut beleumundeten Barrios oder gar den slumartigen „Villas Miserias“, die sich vor allem südlich des bis an die Ekelgrenze verdreckten Flusses Riachuelo befinden, der die Kernstadt Buenos Aires (Capital Federal) vom Großraum (Gran Buenos Aires) trennt. Dort ist der Alltag geprägt vom Überlebenskampf, bietet Fußball kleine Oasen der Erholung, des Stressabbaus und des Gemeinschaftsgefühls. Die Intensität, mit der die Hinchas dort ihre Leidenschaft leben, ist bewegend und verrät zugleich unsagbar viel vom Lebensalltag in der Millionenmetropole.

Mit Boca und River haben es sogar zwei Vereine auf die To-do-Liste vieler Buenos-Aires-Touristen geschafft, die sich normalerweise nicht für Fußball interessieren. Die beiden zweifelsohne populärsten Klubs des Landes (oder gar der Welt?) mögen tatsächlich ein Spektakel sein, das man gesehen haben „muss“, doch der Hype vor allem um Boca hat seinen Preis. Wer als Nicht-Vereinsmitglied („Socio“) ein Spiel in La Bombonera sehen will, muss bis zu 150 Dollar auf den Tisch legen und bekommt dafür ein All-inclusive-Paket, das mit einem authentischen Stadionbesuch nicht viel zu tun hat – und schon gar nichts mit der „Seele des Fußballs“. Wer hingegen ein Heimspiel von Almirante Brown oder Defensa y Justicia besucht, erscheint einfach eine Viertelstunde vor dem Anpfiff am Stadion, legt ein paar Pesos auf den Tisch und taucht ein in eine Atmosphäre, die authentischer nicht sein könnte. Es geht direkt in den Lebens-alltag der Metropole Buenos Aires und in eine Intensität, die weder künstlich noch inszeniert ist.

Dennoch würde wohl kein Buenos-Aires-Reiseführer einen Trip nach Florencio Varela empfehlen, wo Defensa y Justicia in einer prachtvollen Rumpelbude auftritt, oder gar nach Isidro Casanova, wo der für seine notorisch aufmüpfigen Hinchas bekannte Club Almirante Brown daheim ist. Aus gutem Grunde, denn der Aufenthalt in solchen Vierteln ist nicht ganz ungefährlich. Zumal man dort als Abgesandter der Komfortzone Begehrlichkeiten provoziert und ein allzu naiver Umgang böse Folgen haben kann. Denn eine einfache Fußballstadt ist Buenos Aires nun auch wieder nicht – bei aller Faszination.
¡Bienvenidos a Buenos Aires y suerte!

 Fußball als Spiegelbild der Seele

Buenos Aires ist die Stadt mit der weltweit höchsten Rate von Psychologen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Die Porteños zaudern, hadern und leiden eigentlich immer mit sich und ihrem Schicksal. Zu den Orten, an denen sie Entspannung vom Alltag suchen, gehören Fußballstadien. In der Cancha des eigenen Klubs findet die ganze Seelenpein des Alltags seine Entladung. Im Kollektiv wirft man sämtliche Sorgen ab und swingt sich durch das leichte Leben – auch wenn der Fußball natürlich gelegentlich neues Seelenpein beschert. Die Identifikation ist unzerbrechlich. Kaum vorstellbar, dass sich ein argentinischer Hincha jemals von seinem Team abwendet. Die Liebe steckt im Blut, sie ist unauflöslich. Und sie reicht weit über den Alltag hinaus. 

Das hat zunächst historische Hintergründe, denn Argentinien ist ein Land, in dem erst der Fußball da war und dann die Städte wuchsen. In Europa war das andersherum; dort kam der Fußball in bereits etablierte Städte. Als der Fußball Buenos Aires erreichte, gab es viele der heutigen Hochburgen der Fankultur noch gar nicht. Insofern ist Argentiniens Fußballgeschichte zugleich Argentiniens Geschichte.

Der Klub wird einem in die Wiege gelegt. Es ist selbstverständlich der des eigenen Wohnviertels (Barrio), und er wird hineingelegt von einer Familie, die seit Generationen genau diesem Verein folgt. Man muss sich noch nicht einmal für Fußball interessieren, um Fan zu sein. In der WG, in der ich während meines Aufenthalts in Buenos Aires unterschlüpfte, lebte eine junge Frau, die sich aus Fußball nichts machte und mich spöttisch belächelte, wenn ich von meinen Ausflügen erzählte. Als ich abreiste, überreichte sie mir einen Kaffeebecher der Boca Juniors und meinte: „Das ist mein Team, damit behälst Du mich in Erinnerung“. Ich schaute sie erstaunt an. „Ich denke, Du machst Dir nichts aus Fußball?“. „Mache ich auch nicht, aber das ist der Klub meiner Familie. Ich bin Boca!“
Würde man in die Stammbäume der Hinchas schauen, ergäben sich in vielen Fällen Verbindungen zur Gründergeneration der Klubs. Denn als die Migrantenströme Ende der 20. Jahrhunderts im Hafen von La Boca anlegten und sich eine neue Heimat suchten, schufen sie die Grundlagen der heutigen Barrios, in dessen Mitte stets ein Fußballfeld lag. Zwischen 1897 und 1914 entstanden im Großraum von Buenos Aires die meisten der heute bestehenden Klubs. Es waren familiäre Klubs mit großem Zusammenhalt, entstanden, um die Migrantengemeinden zusammenzuhalten und eine gemeinsame Begegnungsstätte zu schaffen. Eine erste Heimat in der neuen Heimat. 

Die darin innewohnende Kraft transportierte die Vereine durch sämtliche Höhen und Tiefen – sei es sportlich, wirtschaftlich oder politisch. Bis heute stellen Fußballvereine in Barrios wie Chacarita, Tigre, Banfield oder La Boca die zentrale Reibungsfläche des sozialen Lebens dar. In den armen Gegenden sind sie oft sogar der einzige Anlaufpunkt und damit der zentrale  Anker im Viertel. Die Canchas spiegeln die wirtschaftlichen und sozialen Realitäten ihrer Umgebung anschaulich wider, denn die liebenswerte Ranzbude von Defensa y Justicia in der Vorstadt Florencio Varela passt ebenso perfekt dorthin wie das gemütliche Dorfplatzambiente des Zweitligisten CA Brown in die schicke Gartenstadt Adrogué.

Nur der Fußball hat die Kraft, Menschen unterschiedlicher Herkunft, Berufe, politischer Einstellung, Religionen und Geschlecht zu verbinden. Weltweit ist er damit das vielleicht letzte Refugium neben den Resten der (noch) nicht kommerzialisierten Rockmusik, in denen die Liebe zum Objekt wichtiger ist als Geld. In Buenos Aires ist das in einer Vielfalt (80 Vereine!) und Intensität zu spüren, die überwältigt. Bemerkenswert zudem: während Gründervereine in vielen Ländern der Welt (auch in Deutschland) oft schon vor langer Zeit in Fusionen verschwanden, haben die allermeisten Klubs in Buenos Aires trotz der dortigen Vereinsdichte ihre Eigenständigkeit bewahrt. Und dass es kaum möglich ist, eine neue Identität aufzubauen, zeigt das Beispiel des Arsenal FC, der 1957 vom langjährigen Verbandschef Julio Grondona gegründet wurde und trotz erstaunlicher sportlicher Erfolge von den meisten links liegen gelassen wird. Arsenal, umringt von Klubs wie Boca, Racing, Independiente, San Telmo und Dock Sud, fehlen Barrio, Heimat und Tradition. Es ist ein Kunstprodukt.

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Mit dem Fahrrad durch die albanische Fußballgeschichte

Die meisten meiner Ausflüge führten mich in den unterklassigen Fußball. Dort, wo der Stadionbesuch existenziell ist und kein durchchoreografiertes Event, mit dem irgendjemand das große Geld machen will. Vor allem bei den kleinen Klubs hat man das Gefühl, dass jeder jeden kennt und jeder seinen Stammplatz hat. Es ist wie der Familienbesuch am Sonntagnachmittag, und manchmal war mir, als sei ich fast in eine intime Runde unter Freunden eingedrungen. Obwohl mir überall neugierige und freundliche Offenheit entgegengebracht wurde, blieb mir der Zutritt zur Seele stets verschlossen. Es ist eine Zone, in die nur gelangen kann, wer den Virus lebt. An dieser Stelle wird der Besucher zwangsläufig zum Zuschauer, während der Hincha auf der Couch seines Therapeuten (= Fußballklub) liegt und mutig in die Tiefen seiner Seele hinabsteigt.

Das ist nicht immer romantisch, und seit 2013 herrscht in Buenos Aires auch ein rigoroses Gästefanverbot. Grund ist die ausufernde Gewalt. Nachdem man bis 1990 insgesamt sieben Tote bei Fußballausschreitungen registriert hatte waren es seitdem weit über 200. Die Macht der Barras war – und ist – nicht zu zügeln, und die schwierige soziale Lage vor allem südlich des Dreckskanals Riachuelo sorgt ohnehin für viel sozialen Zündstoff. Für das Stadionerlebnis ist das bedauerlich, denn zu einer guten Atmosphäre braucht es zwei Pole. Bei vielen Spielen habe ich diese Polarität vermisst, und auch für die Hinchas ist es natürlich bedauerlich, selbst wenn sie sich nach so vielen Jahren wohl längst daran gewöhnt haben. Damit unterbleiben auch die ebenso kultigen wie legendären Anfahrten von johlenden Fanmassen per Stadtbus, von denen es im Internet eine Menge beeindruckender Videos zu sehen gibt. Sie dokumentieren die selbstvergessene Intensität, mit der man in Argentinien seine eigenen Farben liebt.

Die einzigen Gästefans erlebte ich bei internationalen Spiele. Darunter war die Copa-Libertadores-Partie zwischen Lanús und Peñarol aus Montevideo, bei der mir die Bedeutung konkurrierender Fanblöcke für die Atmosphäre im Stadion noch einmal deutlich vor Augen geführt wurde. Allerdings auch ein Problem, denn in Argentinien gilt die Regel, dass, wenn Gästefans zugelassen sind, diese zuerst das Stadion verlassen. Die Heimfans müssen bis zu 30 Minuten vor verschlossenen Türen warten. Eine echte Geduldsprobe. In den letzten Jahren wurden mehrere Versuche vor allem in der Primera División unternommen, das Gästeverbot bei ausgewählten Spielen aufzuheben, doch wann (und ob) es vollends fällt, steht in den Sternen. Für die überwältigende Zahl der argentinischen Hinchas gilt übrigens, dass sie die Nase voll vom gewaltgeschwängerten Zustand ihrer Kurven haben und sich eine Rückkehr zu normalen Verhältnissen wünschen. Mehr zur Fankultur und ihren Verbindungen zur Gewalt auf Seite 88.

In Buenos Aires liebt man den körperintensiven Fußball, die bedingungslose Bereitschaft zu kämpfen und zu raufen. Und natürlich die Schlitzohrigkeit, die den Südamerikanern so gerne nachgesagt wird. Denken wir an Diego Armando Maradona, denken wir an die WM 86, an den verdutzten Peter Shilton und die entwaffnende Logik, das sei die „Hand Gottes“ gewesen. Genauso sieht sich der Porteño (wenn er nicht beim Psychologen ist…). Zugleich liebt man selbstverständlich die Ästhetik, die, und da sind wir erneut bei Maradona, niemand perfekter verkörperte wie El Diego. Das der „Hand Gottes“ folgende 2:0 ist eines der vollendetsten Tore der Weltgeschichte. Dass Porteños Ästheten und Genießer sind hört man übrigens vor allem am verzückten „¡Que Golazo!“ – was ein Tor! 

Und noch etwas: Buenos Aires ist keine Stadt der Mode oder der Eleganz. Wer in Buenos Aires lebt legt nicht viel Wert auf Pomp und schicke Kleidung. Praktisch muss sie sein, und in den langen und heißen Sommern heißt das bei Männern meistens Baggy- oder Sport-Shorts und ausgeleierte T-Shirt. Das sieht nicht immer schön aus. Auch die Umgangsmethoden sind gewöhnungsbedürftig. Mit ihrer oft rüpelhaften Art verschrecken die Porteños Besucher aus der Alten Welt, die sich über die rauen Sitten auf den Straßen und in Bus und U-Bahn aufregen. Buenos Aires ist eben keine reiche Stadt oder eine Stadt, die von ihrem kulturellen Mythos lebt und einen entsprechenden Stil pflegt. Der Großraum Gran Buenos Aires ist zunächst eine Ansammlung von schätzungsweise 13 Millionen Seelen, die nach ihrem ganz persönlichen Glück suchen (womit wir wieder bei den vielen Psychologen der Stadt sind) und deren Alltag oft voller Sorgen ist. Viele Porteños haben (zu) wenig zum Leben, das Bildungsniveau ist gering und die Ellenbogen geben Schutz im Menschenmeer. Dennoch ist man aufmerksam und fürsorglich – oft wurde mir spontan Hilfe angeboten, wenn ich mit dem Stadtplan umherirrte oder mal wieder die richtige Bushaltestelle suchte. Denn eigentlich wollen Porteños, dass sich jeder in ihrer Stadt wohl fühlt. 

Buenos Aires

208 Seiten, A4, Hardcover
ca. 580 Abbildungen

Edition Zeitspiel, Zeitspiel-Verlag

ISBN: 978-3-96736-003-5