ZEITSPIEL weekly
17.7.2023
Fußball und Musik
Von Hardy Grüne
In der Sommerpause hat man Zeit für andere Leidenschaft. Ich war am Wochenende im Fränkischen und gab mich an drei Tagen der Livemusik hin. Musik und Fußball gehören für mich schon immer zusammen, und im Leitartikel der September-Ausgabe von Zeitspiel werden wir uns mit diesem Thema dann auch mal ausführlicher auseinandersetzen.
Fußball und Musik haben verbindende Wirkungen. Auf dem Festival trat u.a. die argentinisch-kolumbianisch-spanische Combo "Che Sudaka" auf, deren Mitglieder allesamt fußballbegeistert sind. Einer von ihnen stolzierte vor dem Auftritt im Boca-Trikot über das Festivalgelände. Ich selbst war im wunderbaren himmelblauen Dress der uruguayischen Celeste angetreten, der bei Südamerikanern immer zuverlässig positive Emotionen auslöst. Und so schwärmten wir von Fußball und Musik, Musik und Fußball und vor allem von Südamerika, wo alles ufer- und grenzenlos ineinanderfließt. Sehr lustig auch die Begegnung mit einem Deutschen, der ein Trikot der sambischen Nationalmannschaft trug. Das würde doch mal ein schönes WM-Endspiel abgeben, oder? Sambia gegen Uruguay!
Eine völlig andere Verbindung zwischen Fußball und Musik ist der Starrummel. Taylor Swift kann sich ja aktuell über die Nachfrage an ihren Shows nicht beklagen. Nach den Gesetzen der Marktwirtschaft hat die Kombination „erhöhte Nachfrage, knappes Gut“ eine satte Preissteigerung zur Folge, die sich bei Konzerten wie Fußballspielen gerne vor allem auf dem Schwarzmarkt zeigt. Damit hatten wir auf dem Festival kein Problem, es gab noch Tickets an der Tagekasse.
In der Musik ist es wie im Fußball. Es muss ordentlich glitzern und glänzen, damit „das Publikum“ aufmerksam wird. Und dann werden problemlos ein paar 100 Euro auf den Tisch gelegt für eine Show, die „jeder sehen muss“. Ich will nicht die Frage stellen, ob sie wirklich jeder sehen muss (nein) und vor allem nicht die, ob es den finanziellen Einsatz überhaupt wert ist oder nicht eher der Herdentrieb als Handlungsmuster wirkt. Auffällig fand ich es aber schon, dass mich weder Taylor Swift noch dauerausverkaufte Bundesligisten interessieren, wohl aber Che Sudaka und Open Airs, die im Vergleich mit dem Fußball eher Oberliga als Champions League sind.
Einen echten Star hatten wir übrigens doch dabei. Alborosie, eine Reggae-Legende. Also so etwas wie der FC Augsburg im Fußball. Kann man kennen, muss man aber nicht kennen, spielt trotzdem hochklassig. Alborosie war dann prompt die große Enttäuschung an drei Tagen Musik. Lustlos spulte er sein Programm ab, ging nach 50 Minuten erstmals von der Bühne und kann dann für eine klitzekleine Zugabe noch einmal zurück. Als das Publikum nicht allzu begeistert auf diesen erneut verfrühten Abgang reagierte blieb er im Backstage. Die Jungs von Che Sudaka, die vom Publikum zweimal auf die Bühne zurückgerufen worden waren, werden die Kopfe geschüttelt haben vor Unverständnis.