ZEITSPIEL weekly
1.5.2023
Gefühlswelten auf der Zielgeraden
Von Frank Willig
Es geht mal wieder auf die Zielgerade der Saison. Für alle mit dem Klub verbundenen Herzen außerhalb des gesicherten Mittelfelds ein prickelnder und mitunter brutaler Saisonabschnitt gleichermaßen. Es ist die Zeit des Restprogramm-Studierens, der direkten Duelle von Auf- und Abstiegskonkurrenten, der maximalen Intensität ergebnisabhängiger Gefühle: Die finale Saisonetappe kann maximal euphorisieren. Oder aber unfassbar deprimieren.
Oberliga Niedersachsen, fünfte Liga, 18 Klubs. In dieser Saison steigen aufgrund der sportlichen Situation in den Ligen darüber voraussichtlich sieben Mannschaften ab. Sieben! Schuld am großen Zittern der Vereine ist auch die Coronaspielzeit, in der es nur Auf- und keine Absteiger gab und die Oberliga nun wieder auf Maß gestutzt werden muss. Hauptschuldig für das Zittern „meines“ SV Arminia Hannover ist jedoch vor allem die magere Hinrunde, die den Norddeutschen Meister von 1920 und seine Anhänger im kalten Tabellenkeller überwintern ließ. Drittletzter. Jedoch entsprechend ausgestattet mit Hoffnung und reichlich Anspannung, wenn im Februar der Ball endlich wieder rollen würde.
Und wie er dann rollte! Glücklicherweise auch in den gegnerischen Kasten, was nach langer Durststrecke verloren geglaubte Glücksgefühle auslöste, wie sie wahrscheinlich nur zuvor geplagten Fußballfans vorbehalten sind. Nie zuvor hatten wir beim Heeslinger SC gewonnen und lagen auch diesmal wieder 0:1 hinten. Und dann der existenziell wichtige und unerwartete 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit! Keiner weiß in den Sekunden danach, wohin mit sich! Es gibt keine Probleme mehr. Für keinen. Nur Licht, Freude, Stärke.
Die andere, die dunkle Seite der Zielgeraden bei einem Gegentreffer in der Nachspielzeit soll hier besser keine Erwähnung finden. Ansonsten nimmt das Zittern wieder zu. Denn Arminia ist zwar trotz des jüngsten Dreiers beim Tabellennachbarn TSV Pattensen drei Spieltage vor Saisonende Achtletzter und wäre damit erster Nicht-Absteiger – aber noch lange nicht durch.
Mal sehen, bis zu welchem Maximalwert der Zeiger auf der Gefühlsskala an den letzten vier Spieltagen noch ausschlagen wird … Bleibt gesund!