In eigener Sache
Mit dem Schlauchboot auf hoher See

 

Ein Statement zu den aktuellen Entwicklungen bei Katapult, Titanic und Neues Deutschland sowie zur Pleite des Culturcon-Verlages. 

 

Katapult insolvent. Neues Deutschland kämpft ums Überleben. Titanic meldet S.O.S. Der Culturcon-Verlag aufgelöst. Aktuell läuft eine Pleitewelle durch unseren Geschäftszweig. Uns macht das sehr betroffen, und unsere Solidarität geht an die Mitarbeiter*nnen aller betroffenen Verlage. Und natürlich machen auch wir uns Gedanken. Werten die wirtschaftlich herausfordernden Erfahrungen der letzten Jahre aus, kalkulieren die exorbitant verdoppelten Druckkosten, die explodierten Energiekosten, sehen mit Stirnrunzeln die strukturellen Probleme beim Versand unserer Magazine und Bücher durch die Deutsche Post, die, viele von Euch haben es leidvoll erfahren, häufig zu spät oder manchmal auch gar nicht ausliefert. 

 

Ein Magazin zu machen und dazu noch einen Buchverlag zu betreiben hat im Jahr 2023 etwas verrücktes, für das es neben Mut auch Wagemut braucht. Und natürlich Geld. Wir sind 2015 mit der Idee angetreten, ein gedrucktes Magazin für Fußball-Zeitgeschichte zu machen, das seinen Fokus einerseits in der Zeit- und Gesellschaftsgeschichte des Fußballs hat, andererseits unterhalb der Glitzerebene berichtet. Statt also das zahlungskräftige Publikum des FC Bayern anzuvisieren haben wir uns auf jene deutlich übersichtlichere Gruppe fokussiert, für die Fußball mehr ist als FC Bayern und Co. 

 

Eine Richtung, die natürlich mit uns Gründern zu tun hatte (Frank ist bis heute Vorstand des Oberligisten SV Arminia Hannover, Hardy hat viele Erfahrungen im hochklassigen Amateurfußball) und die wir nie bereut haben. Unsere Welt ist der Fußball unterhalb der Kommerzebene, von der sich ja auch zunehmend viele Menschen abwenden. Alles richtig gemacht, also! Wirtschaftlich waren wir 2015 mit dem Vorsatz angetreten, kein privates Kapital einzuschießen. Zeitspiel sollte und soll sich selbst tragen. Das tat es erfreulicherweise von Ausgabe 1 an, weil ihr uns Vertrauen geschenkt und Hefte geordert bzw. sogar Abos geschlossen habt zu einem Zeitpunkt, als noch nicht einmal die Nullnummer draußen war. Das gab uns Mut und Zuversicht. 

 

Zum schwierigen Spagat wurde die Zeitfrage. Zeitspiel absorbiert sehr viel Aufmerksamkeit und Zeit bei den Herausgebern und der erweiterten Redaktion. Niemand von uns ist „Vollzeit“ bei Zeitspiel, nicht einmal die Herausgeber. Unsere Strukturen sind schlank – und das ist auch gut so. Sonst wären wir spätestens mit der Papierpreisexplosion insolvent gewesen. 

 

Die Entscheidung, einen Buchverlag parallel zum Magazin zu gründen, weil wir viele Themen und Inhalte hatten, die nicht für ein Magazin geeignet waren, war 2018 keine leichte. Hardy kommt aus dem Buchbereich und hat bereits eine Verlagspleite hinter sich. Die wirtschaftliche Lage bei vielen Verlagen und im Handel ist seit geraumer Zeit eine Katastrophe. Das Buch ist in digitalen Zeiten ein sterbendes Medium. Wir gründeten trotzdem einen Verlag, denn wir waren und sind überzeugt vom Medium Buch. Auch da gabt ihr uns Recht, denn unsere ersten Anläufe (Montevideo und Buenos Aires) liefen erfolgreich und gaben uns Mut, tiefer in die Nischen einzudringen. Jetzt schreiben wir über Fußball in Albanien, die Färöer oder Luxemburg, über Vereine wie die SpVgg Erkenschwick oder Bayern Hof. Themen, die ein „gewöhnlich“ aufgebauter Publikumsverlag niemals machen würde, weil er sie nicht machen könnte. Sie sind für einen großen Kahn nicht rentabel. 

 

Das geht nur mit einem Schlauchboot wie Zeitspiel, welches durch die raue See des Magazin- und Buchmarktes rudert. Die Entscheidung, den Vertrieb in eigenen Händen zu behalten und nicht in den stationären Handel zu gehen, war eine Schlüsselentscheidung. Damit haben wir die Kontrolle über unser Geschäftsmodell behalten, und wir verlieren wenig Substanz in den Handelsstrukturen. Mit diesem Modell fahren wir gut, und wir sind zuversichtlich, dass es uns perspektiv zusätzliche zeitliche Möglichkeiten durch finanzielles Wachstum schenkt, um unsere Nische weiter auszukleiden und auszuleuchten. 

 

Abschließend ein Dank an alle bisherigen und aktuellen Leserinnen und Lesern für euren Beitrag, unsere Art von unabhängigem Journalismus zu unterstützen. Alle anderen Neugierigen laden wir herzlich in unser Schlauchboot ein, um bei der Fahrt durch die raue Magazin- und Büchersee mitzurudern und dabei Spannendes über die weite Fußballwelt abseits des Mainstreams zu erfahren!

Hardy Grüne und Frank Willig

Unsere aktuelle Ausgabe

Leitartikel: Der Pokal und seine Sensationen. Nirgendwo prallen die Fußballwelten so aufeinander wie im Pokalwettbewerb. Und nirgendwo ist es einfacher, etwas zu erreichen, das man qua Gesetz nicht erreichen kann. Eine Reise durch die Geschichte der Pokalsensationen in Deutschland

Überleben im Turbokapitalismus: Offenburger FV, Fortuna Köln, Lüneburger SK Hansa
Rückblick 2022/23: Unser tabellarischer Rückblick auf das Spieljahr 2022/23 von der Bundesliga bis zu den Oberligen. Nur bei Zeitspiel!
Kleiderkammer: 1. FC Saarbrücken
Neues aus dem Unterbau: SpVgg Erkenschwick, Viktoria Aschaffenburg, TuS Makkabi Berlin, SpVg Aurich, Göttinger Derby, VfR Mannheim, Borussia Neunkirchen, Atlas Delmenhorst und weitere
Jays Corner: Edmond-Machtens-Stadion, Brüssel-Molenbeek.
Krisensitzung: Aubstadt, Düren, Wattenscheid, Bremen-Schwachhausen, Geesdorf – und mal wieder Chemnitz.
Frauenfußball: Eine vergessene Legende nicht nur auf dem Fußballplatz.
Global Game: Wie ein Zweitligist in Luxemburg zur Mannschaft des Jahres wurde 

… sowie die üblichen Rubriken wie Weltfußball/Fußballwelt, Willmanns Kolumne, Sautter spricht, Wappenstube, Früher war alles besser, Singing Area, Trinkpause, Buchmacher, Klartext, Stimme aus dem Kuchenblock etc.

Eine virtuelle Reise durch die Wappenwelt der englischen Football League seit 1888. Mit 139 Vereinen und über 1.400 Wappen.

 "Früher war alles besser"? Nein, das sicher nicht. Aber früher standen Vereine im Mittelpunkt, die heute nahezu vergessen sind. Unsere Buchreihe ZEITSPIEL Legenden würdigt sie in ausführlichen Porträts 

Der Pokal und seine Sensationen. In unserer Ausgabe #31 blicken wir zurück auf rund 90 Jahre Pokalsensationen im deutschen Fußball.

Eine virtuelle Reise durch die Wappenwelt der englischen Football League seit 1888. Mit 139 Vereinen und über 1.400 Wappen.

 "Früher war alles besser"? Nein, das sicher nicht. Aber früher standen Vereine im Mittelpunkt, die heute nahezu vergessen sind. Unsere Buchreihe ZEITSPIEL Legenden würdigt sie in ausführlichen Porträts 

Der Pokal und seine Sensationen. In unserer Ausgabe #31 blicken wir zurück auf rund 90 Jahre Pokalsensationen im deutschen Fußball.