Dreikampf in Rostock
Von Peter Czoch
Sportlich spannend dürfte es in diesem Jahr in der Frauen-Verbandsliga von Mecklenburg-Vorpommern werden. Mit gleich drei neuen Mannschaften wird die oberste Landesspielklasse zwar insgesamt mit nur neun Teams gespielt, doch schon allein in Rostock kommt ein interessantes Stechen zustande. In der Landesmetropole nämlich siedeln mit den Regionalliga-Absteigerinnen vom Rostocker FC und den Landesmeisterinnen der beiden Vorjahre, der HSG Warnemünde, zwei Top-Klubs der Liga. Nicht auszuschließen ist zudem, dass auch die neugegründeten Hansa-Frauen ein Wörtchen mitreden wollen.
Zunächst aber lohnt sich der Blick zurück in die Geschichte des Frauenfußballs von Mecklenburg-Vorpommern, denn mit der BSG Post Rostock stellte die Hansestadt 1990 genauso wie ein Jahr später im Männerfußball die letzten Meister und Pokalsieger des DDR-Fußballs. Die Betriebssportgemeinschaft ihrerseits war zu Beginn der 1970er-Jahre aus dem Umfeld des F.C. Hansa entstanden, als u.a. Marion Bialas, die Nichte von Stürmerlegende Arthur Bialas, die Initiative ergriff und einem ersten Zeitungsaufruf über 100 Frauen und Mädchen folgten. Bis zum Ende der DDR erspielten sich die Post-Frauen einen Rang in der Spitzengruppe des DDR-Fußballs und waren mit drei Spielerinnen 1990 am ersten und einzigen Länderspiel der DDR-Frauen beteiligt. Dessen nicht genug, kam mit Katrin Prühs eine echte Torjägerin aus Rostock, die im Wendejahr zur besten Fußballerin des Landes gekürt wurde. Und obwohl die BSG Post in der Folgezeit abgewickelt wurde, blieb die Mannschaft zusammen. Ab 1991 spielten sie unter dem Dach des F.C. Hansa, ehe der damals finanzschwache Verein sie nach zwei Jahren wieder abgeben musste. Zu ihrem wohl größten Nachwende-Erfolg kamen die Damen schließlich 1995. Als Regionalliga-Meisterinnen des PSV Rostock qualifizierten sie sich für die Bundesliga, die sie jedoch nach nur einem Jahr wieder verlassen mussten. Bereits 1998 folgte der Abstieg in die Verbandsliga, mehrmalige Auf- und Abstiege und 2005 ein erneuter Vereinswechsel zum SV Hafen Rostock. Die durchgehende Traditionslinie der ersten Rostocker Frauenmannschaft allerdings riss erst 2018, als der SV Hafen keine Mannschaft mehr melden konnte.
Inzwischen jedoch waren längst andere Vereine nachgerückt. Dem FC Eintracht Schwerin (ab 2002 FSV 02 Schwerin), immerhin mit Wurzeln im Jahr 1985, gelang zur Jahrtausendwende der Sprung in die damals zweitklassige Regionalliga. Zwei Jahre später folgte der FFV Neubrandenburg, der es anschließend sogar in die 2. Bundesliga (Nord) schaffte. Vor allem die Neubrandenburgerinnen waren es, die ab den 2000er-Jahren die Fahne des Nordostens hochhielten und trotzdem kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Frauenfußball in Mecklenburg-Vorpommern im Entwicklungsstadium verharrt. In der zurückliegenden Saison waren es nur 28 von weit über 400 Vereinen, die Frauenmannschaften für den Spielbetrieb stellten. Im kommenden Jahr sieht es nicht besser aus. Umso mehr wurde von Vereinsvertretern, wie dem Präsidenten des 1.FC Neubrandenburg, gefordert, dass Hansa mit seiner Leuchtturmfunktion eine eigene Mannschaft an den Start bringen solle, um für die Kickerinnen an der Küste zu werben. Während dessen gelang es der Rostockerin Hannah Etzold, die bis vor einem Jahr nur in gemischten Mannschaften gespielt hatte, im letzten Dezember bei Werder Bremen zum Bundesliga-Debüt zu kommen. Nach dem Weggang von Anneke Borbe dürfte sie sich als neue Stammtorfrau etablieren können. Ein Gedankenspiel sei erlaubt, dass es mit mehr Kontinuität in der Spitze diesen Weggang vielleicht nicht hätte geben müssen.
Zwei Jahre nach dem Neubrandenburger Appell nun und 30 Jahre nach Schließung der ersten Hansa-Frauen tritt der FCH also wieder im Frauenfußball an und startet direkt in der Verbandsliga. Sicherlich muss hier auch die neue DFL-Auflage zur Förderung des Frauenfußballs als Katalysator gesehen werden. Dennoch betrieben die Verantwortlichen bei der Kogge seit Jahresbeginn einigen Aufwand, organisierten große Sichtungstrainings und warben beim DFB für ein Frauen-Länderspiel im Ostseestadion. Dieses wird aller Wahrscheinlichkeit nach im kommenden Dezember gegen Dänemark Realität.
Das Engagement von Hansa sehen aber nicht alle positiv. Etablierte Akteure aus dem Frauen-Fußball beklagen, dass das Vorgehen des Vorzeigeklubs kaum mit den wenigen Gleichgesinnten abgestimmt oder ein gemeinsamer Weg beschritten wurde. Nicht auszuschließen ist zudem, dass Hansa eines der anderen Teams in der Stadt kannibalisiert, zumal die Gerüchte um die finanzielle Situation beim Rostocker FC nicht abebben. Dem Frauenfußball in Mecklenburg-Vorpommern hingegen ist zu wünschen, dass der allgemeine Aufschwung rund um DFB-Frauen und die Bundesliga auch im Nordosten ankommt und die Spekulation auf die Sogwirkung des F.C. Hansa von Erfolg gekrönt wird. Und im Kampf um die Krone der Hansestadt steht schon am 1. Spieltag der Verbandsliga ein Showdown an, wenn die neuen Hansa-Frauen die amtierenden Landesmeisterinnen aus Warnemünde begrüßen. Es ist zu wünschen, dass sich auch hier eine vitale Fußball- und Fankultur entwickelt.
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