KLARTEXT
Sparmaßnahmen bei Manchester United
Hardy Grüne
(4. Mai 2025)
Bei Manchester United ist die Kasse leer. Das Punktekonto in der Premier League auch, aber das ist ein anderes Thema. Mitbesitzer des Vereins ist Jim Ratcliffe, ein aus dem nahen Lancashire stammender Chemieingenieur und Vorstandsvorsitzender des Petrochemie-Konzerns „Ineos“. Sein Privatvermögen wird auf 18 Milliarden Pfund (21,381 Milliarden Euro) geschätzt.
Damit gehört er zu den reichsten Personen im Vereinigten Königreich, wo das jährliche Durchschnittseinkommen 2023 bei 43.073 Pfund lag. Das entspricht etwa 51.066 Euro, und um daraus 21,3 Milliarden zu machen bräuchte es 417.000 Jahre.
2023 übernahm Ratcliffe 25 Prozent der Manchester United Football Club Limited, der in der Saison 2022/23 mit 648 Millionen Pfund (744 Mio. Euro) Einnahmen eine neue Bestmarke in der Premier League aufgestellt hatte. Trotz Rekordumsatz machte der Klub allerdings 42 Mio. Pfund Verlust und steht inzwischen mit mehr als 500 Mio. Pfund in der Kreide. Zur Rettung des Unternehmens griff Sir Ratcliffe 2024 erstmals zur Personalkeule und strich 250 Stellen.
Nun sollen weitere 200 der aktuell noch etwa 900 Mitarbeiter gehen. Geschäftsführer Omar Berrada sagte dem „Guardian“: „Wir bedauern die Auswirkungen auf die betroffenen Kollegen zutiefst.“ Die harten Entscheidungen seien jedoch notwendig, um den Klub wieder auf eine stabile finanzielle Basis zu stellen. Ziel sei, „den Verein nach fünf aufeinanderfolgenden Verlustjahren seit 2019 wieder in die Gewinnzone zu bringen.“
Dazu warf man einen kritischen Blick auf die Kostenstrukturen und ermittelte weitere Schuldentreiber. Zum Beispiel die Mitarbeiterkantine. Das kostenlose Mittagessen für das Personal wurde gestrichen, stattdessen gibt es nun einen Obstkorb. Einsparungspotenzial: Rund 1 Millionen Pfund. Aber keine Sorge: Die Profispieler bekommen weiterhin ihre kostenlose Verköstigung und müssen in der Trainingspause nicht zum lokalen Fish & Chips-Shop spurten.
Uniteds Spitzenverdienern Marcus Rashford und Casemiro werden übrigens pro Woche 348.000 Euro überwiesen. Richtig gelesen: pro Woche.
Weiterer Streichposten: Spenden an die Manchester United Foundation, eine soziale Einrichtung im Vereinsumfeld, sowie die Manchester United Disabled Supporters‘ Association, die sich um behinderte United-Fans kümmert. Sparpotenzial: 40.000 Pfund. Darauf ein Kaviarbrötchen!
Und natürlich müssen auch die Fans ihren Beitrag leisten, damit aus aktuell Rang 15 in der Premier League bald wieder ein schillernder Platz unter den Top-4 wird. Der Preis für das günstigste Ticket in Old Trafford wurde entsprechend von 40 auf 66 Pfund angehoben. Das sind schlanke 78 Euro.
Die Fußballprofis sind von den Sparmaßnahmen übrigens nicht betroffen. Allerdings denkt man darüber nach, die Boni 2026 möglicherweise auf ein Anreizsystem umzustellen. Dann würden die Prämien von den Leistungen auf und neben dem Spielfeld abhängen. Angesichts der sportlichen Darbietungen der Elf von Trainer Rúben Amorim, aktueller Kaderwert laut „Transfermarkt“ umgerechnet 724,05 Mio. Euro, muss man sich nun vielleicht doch etwas Sorgen machen.
Übrigens: Das Fassungsvermögen von Old Trafford soll auf 100.000 Plätze erweitert werden. Die Erweiterung kostet rund 2,4 Milliarden Euro. Ob die Pläne eine Mitarbeiterkantine enthalten ist nicht bekannt.
ZEITSPEL-Ausgabe #38.
1945. Stunde Null im Fußball
Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg und hinterließ einen europäischen Kontinent in Trümmern, Trauer und Bewegung. Der Fußball gehörte zu den wichtigsten Freizeitbeschäftigungen in der „Stunde Null“, als es überall ans Aufräumen und Versöhnen ging. Tatsächlich war die „Stunde Null“ sogar die Geburt des heutigen Ligasystems und vor allem des bezahlten Fußballs in Deutschland. Eine Zeitreise.