KLARTEXT

Nachwuchsförderung in der 3. Liga

Dietrich Schulze-Marmeling


(9. Februar 2024)  

  

 

Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, kürzt der DFB die Gelder für die Förderung des Nachwuchses in der 3. Liga. Ursprünglich für die Förderung von jungen Spielern gedacht (und auch deshalb unter dem Dach des DFB), ist die 3. Liga diesbezüglich gescheitert.

Die Struktur mit bis zu drei Aufsteigern und vier Absteigern taugt dafür nicht. In keiner anderen Liga ist der Überlebenskampf so brutal wie in der 3.Liga – kein gutes Klima für den Einsatz junger Spieler und mutigen Fußball. Da setzen viele Klubs lieber auf erfahrenen Kräfte, für die es in der 1. und 2. Bundesliga nicht mehr zu einem Stammplatz reicht  - die aber entsprechend teuer sind. 

Einige Klubs der 1. und 2. Liga haben das erkannt und lassen deshalb ihre U21/U23-Mannschaften lieber in der Regionalliga spielen – so. u.a. der FC Bayern, der dort mit einer blutjungen Mannschaft am Start ist, in der sich auch Noch-A-Junioren tummeln. Dahinter steckt eine richtige Idee: Seniorenfußball ist etwas anderes als Juniorenfußball. Im Juniorenfußball spielt man ausschließlich gegen Altersgenossen – und dann steht man plötzlich Spielen gegenüber, die 28 und älter sind, über viel Erfahrung im Seniorenfußball verfügen etc. Warum nicht die Junioren ein Jahr früher in den Seniorenfußball integrieren, aber in einer Spielklasse, in der man keinen „Anti-Abstiegsfußball“ spielen muss und Einsatzzeiten garantiert sind?  

Letztendlich entscheiden aber die Vereine darüber, was sie wollen und wer sie sind. Natürlich kann man primär auf teure und ältere Akteure setzen und die Arbeit mit dem hauseignen Nachwuchs (einschließlich des Schaffens von Werten) vernachlässigen, sich Saison für Saison irgendetwas zusammenwürfeln, aber ohne sportliche Nachhaltigkeit. Man sollte sich dann aber nicht beklagen, wenn im Rattenrennen das sportliche Ziel verfehlt wird und nur ein Haufen Schulden übrig bleibt. Wenn der durchschnittliche Jahresverlust 900.000 Euro pro Klub beträgt, kann irgendetwas nicht stimmen. 

Unterhaching-Boss Manni Schwabl hat Recht, wenn er kritisiert, der Nachwuchsfördertopf sei viel zu bescheiden ausgestattet, gerade vor dem Hintergrund, „wie viel Geld im deutschen Fußball unterwegs ist“. Und: „In unserer Spielklasse springen zu viele durchschnittliche Kicker herum, die deutschen Nachwuchsspielern den Platz wegnehmen.“ Zu viele mittelklassige Spieler würden zudem überbezahlt. Schwabl fordert die Klubs auf, 16 bis 20-jährigen Talenten mit mehr Mut zu begegnen und diesen längere Einsatzzeiten zu geben. Derzeit komme die dritte Liga für solche Jungsprofis auf gerade mal fünf Prozent Einsatzzeit - „das ist eine Farce“. 

So ist es. Unterhaching liefert aber auch ein Beispiel dafür, dass es auch anders geht. 


An der Gesamtsituation wird sich aber nichts ändern, wenn die Vereine nicht auf eine andere Spur wechseln. Viele Klubs sind nicht nur ein schlechtes Business. Es mangelt ihnen auch an auf Entwicklung und Nachhaltigkeit zielenden Konzepten, an einer Philosophie.

ZEITSPEL-Ausgabe #33.
Fankultur im Unterbau

 Kein Videobeweis, keine personalisierten Tickets. Kein bombastisches Rahmenprogramm, keine Erfolgsfans, keine VIP-Tribüne. Der Fußball unterhalb der Glitzerebene ist anders. Ursprünglicher, geerdeter, authentischer. Wir sind durch die Republik gereist und haben Fans unterhalb des Profifußballs besucht, die das Motto „Support your local football team“ leben. Und die Verantwortung in ihren Klubs übernehmen und ihm damit die Zukunft sichern.