KLARTEXT

Besser nicht aufsteigen

Dietrich Schulze-Marmeling

(15. November 2023)  

Der VfL Osnabrück entlässt Tobias Schweinsteiger. Schweinsteigers größter Fehler: Er ist mit dem VfL aufgestiegen.

Wäre er 2021/22 mit Osnabrück in der 3. Liga "nur" Vierter oder Fünfter geworden, hätte man ihn auch gefeiert - schließlich übernahm er die Mannschaft, als diese tief im Keller steckte, die Gefahr eines Abstiegs in die Regionalliga drohte. Anschließend hätte der VfL als Vierter oder Fünfter eine stabile Drittliga-Saison gespielt - und Schweinsteiger wäre noch immer Amt.

Anderes Szenario, noch besser: Der VfL wird 2022/23 nur Achter, hält also souverän die Klasse. 2023/24 wird er dann Fünfter. Aufsteigende Tendenz! Dank Trainer Schweinsteiger! Bitte den Vertrag verlängern!

So aber folgte dem Aufstieg der Abschied, weil es eine Klasse höher sportlich nicht "läuft". Dass Aufstiegshelden in der neuen Liga schon bald wieder gehen müssen, passiert immer wieder. Hat aber wenig mit den Trainern zu tun. Vielmehr sind ihre Vereine nicht wirklich reif für diese Herausforderung. Und welcher Klub ist schon so wie der SC Freiburg?

Wenn jetzt zudem der Kopf des Geschäftsführers, Sportdirektors etc. gefordert wird, dann kann ich damit auch nichts anfangen. Ich denke, auch sie haben ihren Beitrag zum Aufstieg geleistet. Der Trainer aber ist einfach das berühmte schwächste Glied in der Kette.

Ich hasse diese "Weg mit"-Kultur, die in keiner Branche in diesem Ausmaß existiert. Sondern ausgerechnet in einer Branche, in der Glück und Zufall eine große Rolle spielen. Und trotzdem darf man hier nicht den geringsten Fehler machen. Obwohl jeder weiß: Am Ende der Saison beißen die Hunde zwei, drei Vereine. Auch dann, wenn diese im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut gearbeitet haben. Und im Rahmen seiner Möglichkeiten ging der Überraschungsaufsteiger VfL Osnabrück als Abstiegskandidat in die Saison 2022/23.

Aufstiegstrainern kann man angesichts dessen nur empfehlen, im Moment des Triumphes den Verein zu verlassen. Es sein denn, das zur Verfügung stehende Personal ist von einer Qualität, dass der Klassenerhalt selbstverständlich ist. Oder der Arbeitgeber heißt SC Freiburg.